Mittwoch 14.08.2019
Nebelschwaden hüllen den kompletten Lac ein. Die Sonnenstrahlen schaffen nach und nach, alles in ein fahles Licht zu tauchen. Baumwipfel am gegenüber liegenden Ufer werden sichtbar und rasend schnell, zersetzen sich die Nebelschwaden, ziehen als kleine Wolken oder als Fetzen ins Irgendwo. Und alles strahlt sattgrün und wasserblau. Bestes Wetter also für die Weiterreise. Diese soll uns langsam heimwärts führen mit einem Abstecher ins Elsass. Die beiden Dominiques werden verabschiedet, und ab geht es.
Zunächst verläuft die Route über die gleiche Strecke bis zum größeren Städtchen. In der wirklich sehr reizvollen Landschaft passieren wir etliche Male bunt gestrichene Fahrräder an Masten und Mauern. Hier führte sicher die Tour de France schon einmal durch. Dieses Gebirgsvorland mit ausgewiesenen Skilanglaufgebieten, den vielen Weihern, Flussläufen und Kühen mit bimmelnden Glocken um den Hals ist an jeder Ecke Postkarten tauglich. Und über allem der blaue strahlende Himmel mit schneeweißen vereinzelten Wolken. Eine Pracht!
Um Besancon herum wird es etwas nüchterner, ändert sich aber wieder in Richtung nächster Etang in Bas Evette, dem Etang de Malsaucy und Etang de la Veronne. Durch hochgelegene Dörfchen schlängeln wir uns über enge Sträßchen hinab zu den zahlreichen Weihern, einer richtigen Seenlandschaft aus Bade- und Naturparadiesen. Hier können wir, da kein Verbotsschild zu sehen ist, zwar nicht direkt mit Seeblick stehen, aber doch unmittelbar durch eine Straße und einen Parkplatz getrennt vom See auf einer riesengroßen Rasenfläche, die offenbar als Parkplatz in der Hochsaison herhalten muss. Kuschelcamping? Ausgeschlossen. Die unterwegs in der Boulangerie „Caput“ besorgten Teilchen schmecken köstlich in der Sonne mit Vorfreude auf eine vergnügliche Tour de velo durch‘s Weiherlabyrinth.
Und hier zeigt sich die großen Freiheit dieser Seenplatte, durch die sich etliche Schotterwege schlängeln, an den Ufern entlang, durch Schilfgürtel mit Vogelbeobachtungsständen, durch Buschwerk mit Erläuterungen zur heimischen Vogelwelt, an Wiesen und Weiden vorbei an stattlichen Stierherden und schönen Pferden. Es macht viel Spaß, die Gegend per Rad zu erkunden. Richtige Sommerfrische. Bergan geht es dann, aber wie. Ein ebike ist nun mal auch nur so gut wie der Radler oder die Radlerin. Und die macht schlapp und darf den Hang hinauf schieben, vorbei an den glotzenden Stieren, so dass Chianga nicht mal aus dem Hänger raus darf aus Sorge, ein Stier würde erschreckt - oder umgekehrt? Na ja, egal. Oben angekommen, total erschöpft, überhitzt, radeln wir noch ein Stück die Dorfstraße an blütenreichen Vorgärten entlang, entschließen uns flott aber für Rückfahrt runter zu den Seen über einen anderen Feldweg. Ach herrlich, Beine labbeln auf den Pedalen, da diesmal die Arme dran sind, Bremsen betätigen, klappt besser als bergauf treten, Hände und Arme scheinen trainierter. Manchmal muss ich echt lachen so in mich rein.
Nach brausender Fahrt bergab gleiten wir durch Wäldchen über breite Wege. Selbst mit den Anhängern gibt es keine Engstellen. Viele Spaziergänger sind unterwegs, aber vermutlich nur eine verschwindend geringe Zahl im Verhältnis zu Wochenenden. Umsonst gibt es hier ja nicht die übergroßen Parkflächen. Wir radeln ein Stück an der Straße am See entlang und steuern eine Auberge an. Ein Happen essen wäre schön, so direkt auf einer der Seeterrassen. Wird auch etwas ungastfreundlich genehmigt, muss man leider so sagen. Denn Essbares gibt es nicht, lediglich ein Stückchen Heidelbeerkuchen für satte 8,50 €, worauf wir aus Prinzip verzichten. Stattdessen bitten wir um 2 Gläschen Wein, eines rot, eines rose. Das wiederum stellt die Servicekraft vor ein fast unlösbares Problem, so dass ich schon fast bitte, es einfach zu vergessen. Sie sucht und tippt in ihrem Handgerät herum, grübelt, sucht und tippt weiter und weiter, geht dann entnervt und kommt schließlich mit der Bestellung zurück. Welch ein Segen, und zur angeworfenen Seefontaine lassen wir uns das Schlückchen munden in diesem hölzernen Seepavillon unter den flatternden Wimpeln, die mich mit ihrem bunten Blütendruck irgendwie an Bali erinnern.
Zurück am Womo genießen wir noch lange die Sonne. Bazou und Chianga jagen plötzlich einer Katze nach. Die gehört, wie sich rausstellt, zur Besatzung eines kleinen blauen Kastenwagens mehrere Felder weiter. Nach anfänglichem Anbuckeln und Fauchen verschwindet sie im Ufergebüsch, taucht aber flott wieder auf und verzieht sich in ihrem Reisegefährt. Wir bruzzeln uns ein paar Tomaten, braten Merguez dazu, mit Baguette und einem lekker Pilsje ein leckeres Menü.