Dienstag 24.09.2019
Das Wetter ändert sich. Auf dem Weg nach Den Helder zur Fähre nach Texel ist es ekelig grau. Die Prognose für Texel ist schlecht, miserabel. Bin ich noch der Meinung, es einfach fallen zu lassen, möchte Wim rüber fahren. Na ja, zu versäumen haben wir nichts, also fahren wir. Kurz und schmerzlos wird ab- und angelegt, 46,40€ hin und zurück.
Wir haben einen der vielen kleinen CP auf einem Bauernhof ausgesucht, der sich, eigentlich unfassbar, nicht so einfach finden lässt. Aber es gibt eine Umleitung, einen Engpass, Wartezeit, und das alles auf dieser winzigen Insel. Nach kurzem Auffahren auf die Wiese des Bauernhofs entscheiden wir uns zum Nichtbleiben. Wenn‘s hier regnet, und es sieht danach aus, dann versinken wir über alle drei Achsen. Von Moorbädern halte ich nichts. Den gerühmten CP Kogerstrand fahren wir an, alles voll, keine Chance. CP Shelter hat noch was frei, also nach kurzem Überlegen hinein. Sagte ich schon mal, dass ich CP nicht mag, sprach ich schon mal davon ? Jedenfalls ist es so und bleibt sicher auch so. Uninspirierender Acker, Pflaster, Büsche, 3 Tage für knapp 136€ (in Worten: einhundertsechsund...). Wofür? Und wofür 32,10 € für 2 Hunde für 3 Tage ? Ich werde es nie verstehen! Gut, wir hätten es nicht nehmen müssen, dieses Angebot. Aber seltsamerweise ist Texel voll, voll wie ein Ei, vermutlich voll wie ... ja wie Walcheren, wie die Küste, heimgesucht von deutschen Urlaubern. Ich habe darüber blauäugig nicht nachgedacht. Selber schuld! Und dazu der regenschwangere Himmel, aus dem es plötzlich wie aus Eimern schüttet. Und diese Situation jetzt, durch die man als Paar unbeschadet kaum ohne Mediator hindurch kommt. Erstaunlich vergeht aber auch in solchen Fällen die Zeit. Nein, was haben wir uns angetan. Scheiß Wiese, Scheiß CP, Scheiß teuer, Scheiß Idee. Sorry! Die nächsten Stunden arbeite ich intensiv und konzentriert daran, mir mein Holland-Bild nicht kaputt machen zu lassen, nicht von Texel, von Dir nicht, Texel ! Du musst jetzt erstmal liefern !
Mittwoch 25.09.2019
Unter „liefern“ verstehe ich anderes, eben nicht Grau und Regen mit Aussichten: noch grauer, noch mehr Regen. Wir nehmen keine Räder raus. Wir nehmen keine Regenjacken. Wir wissen, dass wir uns damit schaden (könnten), wir sind trotzig, wir haben keinen Bock. Und wir haben weiter Regen. Und wir hängen ab. Wir chillen, klingt positiver. Eine Lücke im Himmelsnass nutzt Wim zu einem Spaziergang mit den beiden. Es klart auch ein wenig auf. Ich entwickele wieder ein wenig Interesse am Leben und vertiefe mich in diesen Bericht und die Fotos. Planung für morgen: Abreise. Ziele muss man einfach haben. Ich lege die mindestens 6 kg Informationsbroschüren über Texel vom Typ „die die Welt nicht braucht“, die uns bei Anmeldung am CP übergeben wurden, auf einen Haufen für‘s Altpapier ... und schon geht es mir besser.
Donnerstag 26.09.2019
Neuer Tag, neues Grau.
Es gibt zwar Grün um uns herum, aber es wirkt eben grau in grau.
Aber heute ist ja Abreise angesagt. Wir verlassen Texel, haben Glück, weil wir ohne eine Minute zu warten noch mit auf die gleich ablegende Fähre passen. Da man im Fahrzeug bleiben kann, ersparen wir uns den Gang an Deck und verfolgen im Navi unsere Route über‘s Meer, die doch tatsächlich anzeigt wird.
In Den Helder wirkt alles sehr schön, trotz Regengrau. Man kann sich gut vorstellen, hier mal radelnd in den weitläufigen Hafenanlagen alles zu erkunden. Etliche große mehrmastige Segler liegen hier. Das ist doch immer so ein schöner Anblick, weckt Sehnsucht nach Weite, Licht und Blau. So denkt sich sicher auch der Mann, der beinhart im strömenden Regen vor einem kleinen Hafenhaus auf einer Bank sitzt. Nicht zu fassen!
Wir wollen über den Afsluitdijk, kommen also nochmal an Den Oever vorbei und nutzen das für einen Schwenk zur vielgerühmten Fischbude auf dem SP, auf dem wir vor kurzem übernachtet haben. Heute hat sie geöffnet. Kibbeling und Pommes wandern ins Womo und erleiden das vorbestimmte Schicksal. Lecker war‘s.
Gemütlich setzen wir die Reise fort bis zu einem SP in der Nähe von Winterswijk. Morgen steht Obelink auf dem Programm, aber die Nacht soll noch in angenehmer Umgebung verbracht werden. Wir steuern in der Nähe von Almelo einen privaten SP auf einem Weingut an, ja tatsächlich, Wein, Wein in Holland. Gute Idee so zum holländischen Käse. Der SP liegt idyllisch, ein kleiner überschaubarer Rebenacker, befestigte Plätze für Womos auf einer großen Wiese, Pferdekoppel und Flüsschen und Felder angrenzend. Hundegang ist gesichert. Eine schöne ruhige Gegend rundum, lädt ein zum Radeln, wenn denn Wetter wäre. Nach Verkauf der Rebenfläche, wie die SP-Betreiberin später erzählt, bewirtschaften nun zwei jüngere Burschen den Weinanbau. Wieviele Tropfen sie gewinnen und in welcher Güte, lässt sich schwer sagen. Es wird ein trockenes Geschäft sein. Wir werden jedenfalls freundlich begrüßt von der Betreiberin, zahlen 13€ pro Nacht incl. Strom, Wlan, Dusche, V+E. Essen könnte man hier auch, aber wir ziehen heute den gemütlichen Womo-Abend vor. Die Hunde schauen sich einen „Tierfilm“ an über Koppelhaltung ridgebackfarbener Pferde, der für sie allerdings weniger spannend ist, als der folgende Beitrag über das Ausführen an der Leine der Nachbar-Womo-Katze in schwarz, was dem Katzenleinenhalter mit seinem Black-Panther-Verschnitt sichtlich missfällt. Im Kühlschrank warten noch ein paar Matjes aus der Fischbude in Den Oever auf Anrichten und Verspeisen. Sie geben das Allerbeste, und das so richtig köstlich. Untermalt wird das ganze von „The Voice“, wir lieben diese Sendung.