Wim backt grade Brötchen auf, da naht ein Brotverkäufer, also Backofen aus, Brot kaufen. Mit 30 Dirham etwas teurer, aber es wird ja auch gebracht. Der Mann zeigt mir später freudig seine Tasche, sie sei leer, er habe alles verkauft. Der SP ist rappelvoll, eng an eng stehen sie. Meist Franzosen, aber tatsächlich so ein Wüstentruck aus Köln. Ich gehe später hin und klopfe, sie sind aus Longerich. Witzig, direkt um unsere Ecke zuhause.
So fahren wir ab, zum Suq nach Had Draa. Was für ein Erlebnis! Abends denke ich so, es war, als seien wir in einen Historienfilm gefallen. Wahnsinn, unbeschreiblich. Handel überall, schleppen, packen, feilschen, wiegen, messen ... alles was man sich gar nicht mehr vorstellen kann, Tiere überall, in Höfen, auf den Wegen, in Kästen, Körben, Karren, auf Autos. Riesiges Metzgerareal, mindestens zehn Friseure, hintereinander aufgereiht, Hufschmiede, Schmiede, Schuster, vom abgebrochenen Zollstock bis zum Plastikteppich alles da, Strohballen, Tische, Türen, Saatgut, Dünger, Pestizide, und Männer Männer Männer, kaum eine Frau, und kaum Europäer. Außer einem schwulen Paar, so glaube ich, waren wir wirklich die einzigen Europäer. Und das alles von Rauchschwaden umwabert auf extrem schlammigem Boden mit knöcheltiefen Pfützen. Einfach unsagbare Eindrücke, zwischen hängenden Fleischstücken und Därmen und auf dem Boden liegenden Schafs- und Ziegenköpfen. Man glaubt es nicht. Die Hunde hatten wir natürlich im Auto gelassen, es wäre unmöglich und ungehörig gewesen, sie durch die Menschenmassen und das Warenangebot zu lotsen.
Ziemlich erschöpft fahren wir zurück, kurze Pause am Womo, danach geht es Richtung Sidi Kaouki, wir wollen uns den CP dort angucken. Es sind nur 25 km, aber sie kommen uns recht weit vor. Es geht höher gelegen vorbei an einem riesigen Golf-Areal, etlichen Arganien-Kooperativen, auf schmaler Straße dann Richtung Meer, durch steinige, gehölzreiche Natur. Unten am Meer ist es wieder sehr verblasen, so ein Surfer-Nest, endlose Bucht, endlos weit, Buden, Lokale, CP und Umgebung finden wir nicht anfahrenswert. Wir spazieren etwas am Strand und fahren auf dem Heimweg in Essaouira beim Carrefour vorbei. Dort kann man lose Nudeln und Gewürze kaufen. Die zwei gekauften halben Hähnchen entpuppen sich als zwei ganze, sowas, haben wir für übermorgen auch noch eins. Eigentlich brauchten wir nur Quark, kaufen aber noch irgendwas arabisches, kleine Dreiecke zum Knabbern, mal sehn. Wir speisen, lesen, und morgen geht's endlich per Rad in dieses angepriesene Städtchen. Wim klagt über Ohrenschmerzen, hoffentlich wird das nicht schlimmer.