26.02.2017 Sonntag - Fes
Die Nacht war natürlich zu Beginn laut, rundum Getummele, ich hab mir Ohrenstopfen gebastelt. Wim holt Brot in der Medina und frisch gepressten Orangensaft an einem Stand auf dem Parkplatz. Wir beschließen, die Hunde im Womo zu lassen, der Himmel ist bedeckt, wir rammeln alles zu, so bleibt es schattig, und machen uns allein auf, durch das prachtvolle Bab ins Gewühl der Gassen und Gässchen. Wirklich phantastisch. Überall wird man angesprochen, aber nicht aufdringlich, das ist eben so. Tausenderlei Dinge liegen, stehen, hängen zum Kauf bereit, in allen denkbaren Farben und Ausführungen. Sehr viele Menschen stecken in den Gängen, zwischendurch quetschen sich Esel, Maultiere, Karren, alles kann nur so transportiert werden, weil ohnehin kein Auto hindurch passen würde. Trotz der Enge bleiben die ansonsten eher lauten Menschen gelassen und ruhig.
Steil bergab führen die Gassen, wir schlagen uns so durch, schöne Sachen aus Metall und Holz gibt es, wunderbare Schränke und Türen, ich hätte gerne so eine große lange Berber Kette, finde aber keine passende. Unzählige Schneider arbeiten, Brokatbesätze, Garne, Wolle, Prinzessinnenroben und goldene Diademe bestaunen wir, dazwischen wieder kleinste Räumchen, bestückt mit einem kleinen Tisch und paar wackligen Sitzgelegenheiten, in denen man beim Nachbarn gekaufte und vor Ort gekochte Lebensmittel verzehrt. CD-Stände, an denen marokkanische Frauen mit Kopftuch zur Musik wippen zu einem alles erfüllenden Duft von Sandelholz und Amber, man kann es gar nicht alles aufzählen.
AuffaIlend schöne, reich verzierte Bauwerke können wir bestaunen, aber ebenso recht verfallene Behausungen mit morbidem Charme, deren Baufälligkeit nicht daran hindert, darin zu leben und zu arbeiten. In einer Apotheke fragen wir nach einem Tierarzt, Chiangas Ohren werden immer schlimmer. Genaues erfahren wir aber leider nicht, muss ich später googeln.
Wir kaufen uns einen großen dünnen Fladen und essen den im Womo mit Schmelzkäse zu Minztee, ein Oualidia-Gedenk-Imbiss, lecker. Unterdessen wird der Parkplatz voll und voller mit Autos und Menschen vor ohrenbetäubender Geräuschkulisse. Es ist eine Katastrophe, mit den Hunden raus zu gehen. Bazou ist richtig aggressiv. Wir nehmen die Räder runter, aber fahren leider irgendwie falsch und kommen nur in sehr steiles Gebiet, voller Verkehr, macht keinen Spaß, in den Park dürfen wir mit Rädern nicht rein, also sind wir schnell wieder am Womo zurück. Am nächsten Tag bei Abreise sehe ich, dass man sehr schön an der Stadtmauer entlang hätte radeln können, Mist! Abends gehen wir in ein Lokal, das Übliche, ich frage mich wirklich, wie es sein kann, dass man in ganz Marokko immer nur dasselbe auf der Speisekarte finden kann. Wim hat große Rückenschmerzen, wahrscheinlich vom Rucksacktragen vor dem Bauch, statt auf dem Rücken, aus Sicherheitsgründen. Dennoch liegt ein unfassbar schöner Tag hinter uns, wir konnten Teil dieser bunten, lebhaften und faszinierenden Szenerie werden und es fiel nicht schwer, Fes ins Herz zu schließen.