Früh können wir weg, bin wieder sehr früh aufgewacht, überall riefen die Muhezine, was ich aber gar nicht schlimm finde. In der Nacht hat es ca. 12 Tropfen geregnet. Bazou frisst bei der Morgenrunde irgendeine Scheiße und stinkt wahnsinnig. Hoffentlich hat er sich jetzt nix eingefangen und kriegt Durchfall. Bisher ging es ja Gottseidank sehr gut. Wir haben keine Medikamente gebraucht, obwohl ich dachte, wir kriegen hier aber echte Probleme. Froh, nur eine kurze Etappe von 70 km vor uns zu haben und mit Vorfreude auf die Palmenoasen fahren wir bei schönem Wetter los über die N9. Und zack gehen die Baustellen los, lang und länger und eigentlich die ganze Strecke, es gibt Umleitungen über Pisten, einspurige holprige Führung und alte Teilstrecken. Soviel zum Reiseführer, dass es über gut geteerte Straßen verlaufen soll. Wir brauchen daher auch entsprechend viel Zeit, was aber alles nichts ausmacht bei solch einer Natur.
Die Farbe und Art der Berge ändert sich, dunkle riesenhafte Bergrücken schieben sich ins Land, hohe Kuppen wie Zipfelmützen davor, scheint Lawa zu sein, auch Basalt sieht man. Und es steigt und steigt, der nächste Tiz naht, Ausblicke, als säße man im Flugzeug. Zweimal können wir in großen Aussichtsbuchten anhalten. Einfach gigantisch. Etliche Womos begegnen uns, viele LKW sind unterwegs, aber es geht stressfrei. Auf einer Passhöhe kommt aus dem Nichts ein dunkelhäutiger Mann in langem weißen Kittel auf mich zu, ich dachte, das muss Allah sein. Er hat grüne kleine Körbchen in der Hand, die riechen frisch nach Grünzeug, er hebt die geflochtenen Deckelchen und zum Vorschein kommen Datteln. Einfach toll, er möchte 30 Dirham dafür haben, wir einigen uns auf 25. strahlend übergibt er mir eins und bittet mich, mit auf die andere Straßenseite zu kommen, er will mir die Palmen zeigen, aus denen die Körbchen geflochten wurden. Und ich steh dann mit dem freundlichen Mann am Abgrund, schaue in ein tiefes Tal, unten winzig kleine Palmen, das Flussbett des Draa, etwas Buntes, was, wie er erzählt, seine Familie sei, eine Quelle gäbe es da, er habe Schafe und schlafe weiter irgendwo an einem der steinigen steilen Flanken. Unfassbar alles, einfach unfassbar.
Nun weitet sich das Tal etwas, es geht leicht bergab, zur Rechten eine Berglandschaft mit flachen breiten Uferbereichen, die, lt. Reiselektüre, ähnlich der ostafrikanischen Landschaft sein soll. Ich glaube das, zwischen den sehr vereinzelt stehenden Schirmbäumen könnten ohne weiteres Zebras oder Giraffen stehen. Ein supertolles Bild. Und in der Mitte erhebt sich ein schwarzer riesiger Berg wie ein Baiser mit tausend Zippeln.
In der Ortsmitte von Agdz geht es links ab, gut beschildert, zum CP Kasbah de la Palmeraie, das letzte Stück Piste, in der Einfahrt sitzt ein Junge auf einem Eselchen, ich liebe diese Bilder. Über einen kurzen Schotterweg an der Rezeption vorbei fahren wir in den Oasengarten, wunderschön, Palmen, große Kiesflächen, Wege, umbaut mit Kasbah-Mauern und Häusern. Hier bleiben wir paar Nächte. Also Auto und Räder runter, mal sehn, was wir so brauchen. Sonne sitzen. Wim flickt mit Draht die Backofentür so, dass wir ihn benutzen können und kocht Mangold aus Spanien, Schweinefilet aus Köln und Kartoffeln aus Marokko. TV klappt nicht richtig, ARD geht, alles andere nicht, schade, so findet DSDS ohne mich statt.