Paradiesisch ... so war es mal

Ziegenwiese und Schlangenbucht 

die einen liebten sie, die anderen hassten sie

es gibt sie in der Art, wie vor einigen Jahren, nicht mehr

aber:

erwähnen wollen wir sie an dieser Stelle dennoch besonders,

weil man zunehmend hört,

dass auf der Ziegenwiese wieder Womos erlaubt/unerlaubt stehen

und in der Schlangenbucht ein SP hergerichtet werden soll,

die Lage einfach bombastisch ist

und ein Höchstmaß an Campingfreiheit jenseits jeder Reglementierung bietet.

Welches Camper-Herz schlägt beim Anblick dieser Fotos nicht hoch und höher ???  

Durchfährt man das kleine staubige Nest Canada de Gallego, das eine riesige Tankstelle, zwei kleine gut sortierte Läden, einen Bäcker, eine Bar und sogar eine Krankenstation hat, in Richtung Meer leicht bergab, vorbei an Mandelbaumplantagen und Gewächshäusern unterschiedlicher Güte und oft angeschlagenem Erhaltungszustand, erreicht man zur Linken einen abgehenden ausgegurkten Feldweg, an dessen Ende meistens schon mehr oder weniger gut das Weiß der Wohnmobile zwischen flachem Gebüsch hervor blitzt. Rumpelt man im Schneckentempo nun off-road über diese Holperstrecke, öffnet sich das ausgedörrte Gelände und gibt den Blick zum blitzeblauen Meer in einer weiten Bucht frei. Ein krasser Unterschied zur aschfahlen verwitterten Gewächshausummantelung, zur tönernen Erdschicht am Boden, der graphitfarbenen Felskulisse rundum und den kleinen und großen und riesengroßen Womos, die sich in wilder Ordnung am Rand hin zu einem abgezäunten Gelände oder auf freier Fläche neben einem verfallenen Gehöft oder in bevorzugten Gestrüpp-Nischen eingenistet haben. 

Man kennt sich, das wird einem Neuling schnell klar. Hier an diesem Fleck mit Meerblick verbringen über Jahre hinweg Scharen von Rentnern und Lebenskünstlern jeglicher Couleur die Wintermonate, Letztere meist in leicht in die Jahre gekommenen bunten Vehikeln wie Ostereiernester zusammen gekullert in Knubbeln. Man spürt die Eintracht, die herrscht, man spürt eine gewisse gönnerhafte Duldsamkeit den nicht in Blütenweiß Wohnenden und den Neuankömmlingen gegenüber, man hat aber auch als Neuer irgendwie "Gamaschen", jetzt hier bloß nicht direkt unangenehm aufzufallen, grüßt freundlich nach rechts und links, nur ja keinen vergessen. Meist wird das anerkennend gewürdigt, indem man aufspringt aus dem Klappsessel, falls nicht sowieso schon stehend, und souverän einen Platz zuweist bzw., ist es mal wieder übervoll, signalisiert, wer denn wann am nächsten Tag abreist, um einen für den freiwerdenden Platz vorzumerken. Wir fanden das immer nett, einfach nett. 

Und Freistehtage, die wir uns hier häufig auf der Durchreise mal kurz mal länger gönnten, können so erholsam und entspannend sein. Für uns jedenfalls, wir lieben es sehr, von daher wäre es wunderbar, wenn hier neue Möglichkeiten für Womos geschaffen würden, wovon die Reisenden und auch das Örtchen im Hintergrund sehr profitieren könnten. Hoffen wir ... dass noch viele Mitcamper auch in den Genuss kommen können auf diesem prächtig gelegenen Stückchen Land, der "Ziegenwiese".             

In Saisonzeiten war hier alles bestens organisiert. Entsorgung erfolgte über einen Kanal im verfallenen Bauerngehöft, Versorgung erledigte man an der Tankstelle im Ort, verschiedene Dienste wurden von der Bevölkerung angeboten, sogar die Müllabfuhr kam regelmäßig und leerte freundlich und bemüht die aufgestellten Container gegen eine kleine Vergütung. Freistehen muss also nicht gleich Schmarotzern und Naturfrevel bedeuten.       

Man kann hier stundenlang am Meer entlang spazieren, zur linken Seite rüber auch herrlich mit dem Rad unterwegs sein. Ist man einmal an den mittlerweile hochmodernen und absolut ordentlichen Gewächshäusern mit Tausenden von Tomaten des ortsansässigen Unternehmens vorbei, bewegt man sich in wilder Natur, mit einem kräftigen Touch Marokko, über Stock und Stein auf hügeligem Pfad mit berauschenden Blicken auf das Meer und das Küstengebirge.    

Geht man von der Ziegenwiese aus nach rechts und schlägt sich durch ein kleines Wäldchen, wandert man zunächst durch einen Schilfgürtel und später über den Kiesstrand in Richtung "Schlangenbucht". Und das ist echt ein phantastischer Ausblick, man wähnt sich auf irgendeiner exotischen Insel in den Tropen, Ruhe, sandige Bucht, wunderschön gebogen, felsige Klippen zum Herumklettern, ein paar eingestreute Palmen, etwas Grasland im Hintergrund, Idylle pur, paradiesisch. Vor sehr langer Zeit - wir kamen niemals in den Genuss - war auch hier das Freistehen erlaubt bzw. geduldet, dann irgendwann verboten, jetzt vermutlich wieder in irgendeiner Form möglich. Man erzählt sich, ein SP entstehe. Man erzählt sich auch, dass 5 € pro Nacht erhoben werden sollen, und man hört doch tatsächlich, dass sich Camper empören, weil es ihnen zu viel erscheint. Unfassbar.     

Über die Landstraße erreicht man mit dem Fahrrad den kleinen Nachbarort Punta de Calnegre. Hier gibt es bereits einen größeren SP mit allem, was man braucht, der aber nicht diese herrliche Lage hat. Diese wiederum hat aber ein kleines Lokal in der Nähe, das wir - und viele andere - gerne besuchen, und das köstliche Gerichte anbietet. Man sitzt direkt am Meer, im Kies, Blick ins endlose Blau, wenn man sich nicht gerade um irgendeine Meeresfrucht bemühen muss, damit sie vom Teller möglichst elegant zunächst auf der Gabel und umgehend im gefräßigen Schlund landen kann.    

Übrigens:

Weder Ziegen noch Schlangen sind uns weder auf der Ziegenwiese noch in der Schlangenbucht bisher begegnet. Nicht, dass einer ankommt, nichts findet und sofort enttäuscht wieder abzieht. 

Deswegen bitte nicht. 

Denn abwarten und auf sich wirken lassen lohnt sich, sehr sogar, allein wegen der farbenprächtigen spektakulären Sonnenauf- und untergänge.