14.01.2016 Donnerstag
Ziegenwiese ( N 37°32’06.88“ – W 1°22’21.66“ )
Wir wollen ein Krankenhaus anfahren, da ich hin und wieder meine Blutwerte wissen muss. Eine lange Autoschlange steht am Straßenrand. Erst denke ich, da findet ein Brocante statt, also ein Wochenmarkt. Aber nein, alles Patienten. Ich gehe in dieses Gebäude hinein und versuche, mich zurecht zu finden. Eine spanische Krankenkarte benötige ich, sagt man, die wird mir ausgedruckt. Dann ab damit zum Labor. Überall gehen, stehen und sitzen unheimlich viele Menschen, sie warten auf den Gängen vor irgendwelchen Türen. Im Labor bekomme ich dann einen Termin zur Blutabnahme in 5 Tagen. Also ich glaub ich spinne. Ich gehe enttäuscht und frustriert wieder. So hab ich es mir nicht vorgestellt. Dann müssten wir ja noch mindestens 5 Tage hier bleiben. Auf keinen Fall. Ach, was ist das was Blödes, und unfreundlich waren sie in diesem Krankenhaus alle, die mir begegnet sind, arrogant und sehr unfreundlich und nicht hilfsbereit.
Das kenne ich aus Sizilien damals sehr viel anders. In Marsala geleitete mich sogar jemand in ein Labor, in dem mich ein extrem höflicher Arzt im blütenweißen gestärkten Kittel empfing und mir sofort Blut entnahm und mir die Werte ein paar Stunden drauf korrekt ausgedruckt aushändigte, und das für 5 €.
Wir fahren unverrichteter Dinge wieder ab und kaufen in einem englischen Cash + Carry ein. Hier gibt es wirklich alles, was sich irgendwie in Büchsen, Dosen und Kartons verpacken lässt. Nebenan kaufen wir eine Ladung Hundefutter mit großen Plastikeimern dazu. So haben wir etwas mehr Ordnung in der Garage.
Wir beschließen die Weiterfahrt, da es recht bedeckt am Himmel ist. Ziel ist Mazarron. La Manga wird nicht angefahren, habe irgendwie genug von Hotelmeilen in allen möglichen Höhen und Breiten. Die Gegend in der Region Alicante ist scheußlich, steinig und öde, wie ein riesiger Steinbruch. Hier könnte man mir was schenken, ich wollte es nicht! Mautfrei jücken wir knapp 200 km, und erreichen an großen Orangensammelstellen vorbei die Region Murcia. Und diesem Landstrich hab ich letztes Jahr etwas Unrecht getan. Hier ist es auch staubig, helle Erde, aber durchweg beackert und dadurch lebendiger, ursprünglicher. Küstennah ducken sich riesige Gewächshausplantagen in noch so schmale Täler und Schluchten, selbst auf dem schmalsten hohen Klippenstreifen. Eine Welt unter milchig weißer Plane, aber das kennen wir ja. Wir lassen in Canada de Callego die Ziegenwiese links liegen, zunächst jedenfalls, und fahren bis zum SP Tarray hinter der Schlangenbucht. Richtig ordentlich hier, schräg parzelliert, sogar E für Festtanks. Aber ich finde es nicht schön. Radfahren geht kaum, zum sehr schmalen Strand, an dem die Landstraße direkt vorbei führt, muss man den SP verlassen, also bei Hunden mit Durchfall nicht ideal. Ich überzeuge Wim mehr schlecht als recht, zur Ziegenwiese zu fahren. Und wir fahren.
Oben auf der Wiese stehen viele Womos, Lücken gäbe es noch, sogar ab morgen eine ganz vorn, wie uns ein freundlicher Mitcamper signalisiert. Ich geh den Weg am Meer entlang und entdecke im ersten längeren Feld eine große Lücke. Und da steht auch der holländische Onkel Ewald mit dem Hymer vom letzten Jahr. Also zurück auf die obere Wiese, dem im Womo wartenden Wim winken, besichtigen, reinfahren. Prima. Wir stehen! Und jetzt atmen wir mal langsam ein, und langsam wieder aus! Angekommen! Nette Begrüßung mit unseren Nachbarn, die einen aus Holland, die anderen aus Belgien. Es ist sonnig und warm. Wir fahren mit den Rädern noch eine Runde. Abends gibt‘s Tomatenpesto mit kleingeschnittenen Bratwürstchen und Nudeln, richtig lecker. TV verschlafe ich wieder. Chiangas Durchfall ist Gottseidank nicht schlimmer geworden. So verläuft die Nacht ruhig.
15.01.2016 Freitag
Ziegenwiese
Es sieht sehr nach Regen aus. Nach dem Frühstück radelt Wim zum Supermarkt in den Ort. Irgendwann kommt er nass nach Hause. Ich erledige den Abwasch, es trollt eine Menge herum. Schlampwirtschaft aber auch. Irgendwie bin ich froh, regenbedingt nicht nachdenken zu müssen, was wir machen sollen. So eben dann mal gar nichts, rein gar nichts, ich genieße es und lese in meinem ebook von Jane Fielding. Im Tagesverlauf regnet es mal, mal nicht, der Wind hält sich in Grenzen. Wir machen noch einen Gang mit den Hunden. Tagsüber sehe ich, dass der Gefrierschrank nicht friert. Wir haben ihn wie immer auf Stufe 2, aber die Pizza darin ist aufgetaut und Gehacktes und Rindfleischsuppe ebenfalls. So gibt‘s dann mittags erst mal Pizza und abends statt der geplanten Zucchini mit Hack eben die Suppe. Mittags taucht ein Brotauto auf. Es ist ein deutscher Bäcker, der dienstags und donnerstags kommt, so erzählt mir meine belgische Nachbarin und gibt mir noch eine ganze Ecke Brot, ist wirklich lecker, wie ein Eifeler Brot. Wir schmeißen zum ersten Mal den Generator an. Fahrradakkus werden aufgeladen und das Womo mit Strom versorgt. Alles klappt prima. Auch der Kühlschrank funktioniert wieder richtig. Wir hatten wohl etwas falsch eingestellt auf der letzten Fahrt. Die Hunde kriegen noch je eine halbe Pille gegen Durchfall. Die wirken gut, die Hinterlassenschaften sind schon nicht mehr so dünn. Abends gucken wir uns Jauch an, und ein fauler schöner Tag endet, an dem ich nicht einmal ein Foto gemacht habe.
16.01.2016 Samstag
Ziegenwiese
Kein Regen mehr, blauer Himmel, volle Sonne, vormittags kräftiger Wind, der sich nachmittags etwas legt. Kühlschrankproblem hat sich wohl erledigt, scheint wieder zu frieren. Wir radeln in den Ort, kaufen Brot und Wurst, trinken in der Bar in der Sonne einen Kakao und ein Glas Wein. Dort kann ich bei FB etwas posten. Herrlich, so da zu sitzen, einfach so rumhängen. In der Farmacia sagt man mir, dass Montag ein Arzt da sei. Dann werde ich wohl nochmal einen Angang machen wegen der Blutwerte. Kleine Wäsche zuhause erledigt, und in der Sonne dem Trocknen selbiger zugeschaut. Unsere Batterien scheinen nicht richtig zu laden trotz voller Sonne heute. Müssen wir beobachten. Abends läuft der Generator für die Radakkus. Heute mache ich endlich die Zucchini mit Hack und englischer Käsesauce, die nach nix schmeckt, trotzdem drüber kommt und ab in den Backofen. Lecker ist es. DSDS ist lustig.
17.01.2016 Sonntag
Ziegenwiese
Ich schreibe, wie meist am Abend, was heute geschehen ist, und stehe noch unter dem Schock, den Chianga verursacht hat, nachdem wir nach einem langen Radausflug festgestellt haben, dass sie wohl unmittelbar nach Rückkehr hinten auf's Bett gepieselt hat. Alles ist durch und durch nass, und dann beim Abendessen gerade spüre ich auch noch Nässe durch meine Socken dringen, hat sie auch noch unter den Tisch gepieselt. Ich könnte ihr den Hals umdrehen. Sie hatte wohl keine Zeit, draußen zu machen, oder mit der Blase stimmt was nicht, obwohl wir heute stundenlang draußen waren. Außerdem hat Bazou immer noch Durchfall, kann ja heiter werden heute Nacht. Jedenfalls ist morgen Großwaschtag, das steht heute schon fest, an der Tankstelle im Ort Teppich raus, abduschen, alles Bettzeug irgendwie waschen, schöner Mist! Und mal sehn, wie wir für Wim heute nacht ein Bett hinkriegen. Tja, so ist das Schweinefilet mit den geschmorten halben Tomaten in Knoblauch und Olivenöl mit Weißbrot zwar richtig toll, aber der Genuss sehr getrübt. Unsere Radtour zur Schlangenbucht an den schwarzen schroffen Felsblöcken vorbei war herrlich, unglaublich schön ist es dort. Wundervolle Bilder und immer wieder neue, auch an den zerklüfteten hellen Felswänden entlang. Das muss schon paradiesisch gewesen sein, als man dort noch mit dem Womo stehen durfte. Aber heutzutage ist es streng verboten. Im Ort trinken wir ein Bierchen, dann ab nach Hause. Das Wetter ist wunderbar, nachmittags kommt mehr Wind auf, und es wird recht kühl, wir sitzen aber lange draußen und zwitschern einen Grappa mit den Belgiern. Irgendwie lädt die Batterie immer noch nicht voll, Wim wischt mal auf dem Dach die Solarpanele ab, die sind sicher saudreckig. Hoffentlich bringt es was. Heute Abend kommt Polizeiruf mit Mathias Brand. Morgen versuche ich im Ort mein Glück nochmal mit einer Blutentnahme.
18.01.2016 Montag
Ziegenwiese
Heute ist schon Donnerstag, wir haben schon zu einem nächsten Ziel gewechselt, und ich habe tagelang kein Buch geführt. Nicht dazu gekommen, keine Lust, nur Mist. Also los. Montag direkt morgens in Canada de Callego das Centro Salud aufgesucht. Die schicken mich nach Puerto de Mazarron. Also dahin. Wir finden es schnell. Unendlich viele Menschen dort, überall dauert es lange, keiner spricht ein Wort Englisch. Toll. Irgendwie lande ich doch, nachdem ich endlich 2 Stunden später ein Gespräch mit einem Arzt führen durfte, und wir kurz im Mercadona was eingekauft haben, wieder an der Information und bekomme einen Zettel und einen Termin für morgen 8 Uhr. Also fahren wir wieder ab. An einer Kreuzung setzt Wim zurück, ich höre noch Hupen und dann CRASH, der kleine Fiat hinter uns hat unseren Fahrradträger auf seiner Haube. Beule. Scheiße. Oberscheiße. Zum aus der Haut fahren. Polizei, Unfallaufnahme, der junge Mann mit dem Schaden tat mir leid. Und Wim war fix und fertig. Danach ab zur Ziegenwiese. Eine Runde mit dem Rad und abends weißen Pulpo gebraten mit Eisbergsalat. Dazu Krimi "Amnesie". Morgen, morgen wird sicher ein guter Tag, der heutige hat jedenfalls kein Foto verdient.
19.01.2016 Dienstag
Ziegenwiese
Morgens schrecken wir blitzartig auf, weil der Wecker nicht klingelte. Sofort legen wir los nach Puerto de Mazarron zur Blutentnahme. Wieder endlos warten. Bei 130 Wartenden hab ich aufgehört mit dem Zählen. Ganz zuletzt komme ich dran, und wie ein Wunder mit einem Pieks in den Finger kann die Ärztin mir die Werte sofort sagen. Ich bin sehr sehr froh! Wir beschließen entspannt, irgendwo am Meer zu frühstücken. Also los. Wir fahren am Meer entlang bis kurz vor Bolnuevo zu einem riesigen Platz unterhalb der Felserosionen, die sehr beeindruckend sind und sich wie steinerne samtig schimmernde Blüten gen Himmel recken. Wir frühstücken und machen einen Strandspaziergang. Alles hier, wie auch Puerto de Mazarron, ist sehr schön. Der Ort Bolnuevo liegt sehr malerisch am Ende der Bucht. Man kann bis zur Ziegenwiese sehen. Tolle Häuser stehen hier in dieser phantastischen Klippenlage.
Zurück geht es wieder am Meer entlang bis zum anderen Ende der Bucht, Isla Plana und Azohia. Hier stehen tatsächlich an einigen Stellen wild Womos herum. Und am Ende an einem kleinen Dorfhafen kann man herrlich stehen mit wunderbarem Blick. Schade, dass wir jetzt nicht alles dabei haben, Stühle und Tisch und Räder stehen noch auf der Ziegenwiese, sonst hätten wir uns gerne ein oder zwei Tage dazu gestellt. Wir merken uns das für ein nächstes Mal.
Auf der Rückfahrt steht Wagenwäsche an. An der großen Tankstelle in Callego können wir das, wie auch V+E, perfekt erledigen. Abends braten wir uns köstliche Doraden mit Salat und Tomaten. Herrliches Essen. Später einen Krimi geguckt und damit einen blauen sonnigen Tag beendet.